Der Bildhauer Sergej Alexander Dott - ein Nomade zwischen den Künsten.

       Der Strahlemann

Neues Atelier im alten Rathaus Neupetershain

Sergej Dott ließ Kühe die Wand hochgehen und Riesenrosen wachsen. Nun illuminiert der Künstler ein Haus an der Kollwitzstraße

Von Lothar Heinke (Tagesspiegel, 10.10.2004)

Die Fassade leuchtet und blinkt, Lichtkreise flirren durch die Nacht, Prenzlauer Berg grüßt mit Bilderrätseln, die zu entschlüsseln sind. Erinnern wir uns: Vor fünf Jahren liefen am Giebel vom renovierten Altbau-Mietshaus Kollwitzstraße 18 plastisch hervorstechende Kühe entlang, "Kuhuunst" nannte sich das. Nun hat der Berliner Installationskünstler Sergej Alexander Dott erneut zugeschlagen: Mit freundlicher Unterstützung des Hausbesitzers und des Kulturamts gelang es ihm nach einjähriger Vorbereitung, auf einer Fläche von 84 Quadratmetern zwölf Tafeln so zu bemalen und mit leuchtenden Neonrühren zu bestücken, dass der Passant ins Grübeln und zum Nachdenken kommt und fragt: Ist das Werbung? Spielerei? Unsinn? Übermut? Straßenkunst? Und was will uns der Meister damit sagen? Vor einem Jahr, als Dotts riesige Rosen auf dem Potsdamer Platz erblühten, war die Sache ziemlich klar. Die Daimler-Seite des Platzes feierte mit den "Himmelsblumen" ihr fünfjähriges Bestehen, und die Rosen sahen eben wie Rosen aus. Aber hier? Die Collage an dem Giebel nahe der U-Bahn-Station Senefelderplatz nennt sich "Wilde Natur". Sie sei "eine augenzwinkernde Anspielung auf die Irrungen und Wirrungen des Menschseins". Aus feuerrotem Magma im Keller blubbert das pralle Leben auf fruchtbarer Erde mit Nacht und Tag, Liebe, Herztod und Lusthunger. Das Entschlüsseln der lebhaften Fassadenkunststücke soll einfach Spaß machen, zum Denken und Diskutieren anregen und schließlich zum "Punkt der Erleuchtung" führen.
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